Garnisonfriedhof – Friedhofscluster

Historische Hintergründe

1806 wird die preußische Armee durch Napoleons Armee vernichtend geschlagen. Berlin wird besetzt. Die Aristokratie Berlins ist wie der König aus Berlin geflohen. Große im Westen gelegene preußische Provinzen werden abgetrennt und eine beträchtliche Kontribution wurde dem preußischen Staat auferlegt. In den Folgejahren formen sich bürgerlich-nationalistische Gedanken, die die absolutistische Monarchie in Frage stellen bzw. deren Abschaffung verlangen. Im Vordergrund steht jedoch der Wille, die französische Besatzung zu vertreiben. Ein breiter Aufstand bleibt aus. Der versuchte militärische Aufstand von Ferdinand v. Schill[i] 1809 bleibt ohne Wirkung.

1812 kommt die Zeit der Befreiung, als Auslöser des desaströsen Ausgangs des napoleonischen Russland-Feldzuges. Zuerst erhob sich das Volk und das Militär, während der König weiter als Vasall Frankreichs auftrat. Er enthob den Kommandeur der preußischen Truppen, die unter französischem Oberkommando standen, seines Dienstes weil dieser sich gegen die französischen Truppen stellte[ii]. Erst im März 1813 (16.03.) erklärte der König im Namen Preußens Frankreich den Krieg und rief das Volk zum Kampf gegen die Besatzung auf. Das Volk stand jedoch schon längst im Kampf gegen die Besatzungstruppen. Kampf- und Waffenstillstandsverhandlungen zogen sich bis in den Sommer 1813 hinein, bis es im August vor den Toren Berlins zu schweren Kampfhandlungen kam. Am 23.08. bei Großbeeren, am 27.08. bei Hagelberg und schließlich am 06.09. bei Dennewitz kam es zu Kämpfen, bei denen die französischen Truppen auf ihren Marsch nach Berlin gestoppt wurden. Sie wurden abgedrängt und es kam zwischen dem 16. und 19.10.1813 in Leipzig zur sogenannten „Völkerschlacht“.

Hervor zu heben ist, dass in diesen Kämpfen die sogenannten Landwehren kämpften. Die Landwehr[iii] ist dem Prinzip nach ein Volksheer. Alle Männer zwischen dem 17. und 40. Lebensjahr waren zum Militärdienst verpflichtet. Die Einberufung erfolgte nach Notwendigkeit. Im Falle der Befreiungskriege waren dies bedeutsame Kontingente. Ihre erfolgreiche Rolle wurde immer wieder von Generälen hervorgehoben. Den Landwehren sind die Freiwilligen Korps vorausgegangen, die ihr Vaterland befreien wollten und sich freiwillig zum Militär meldeten. Die bekanntesten Angehörigen waren Intellektuelle und Literaten wie Fichte, Eichendorff, Körner und Vertreter der deutschen Turnbewegung, allen voran: Friedrich Ludwig Jahn.

Zusammenfassend zeigt der kurze Abriss der damaligen Ereignisse, dass in dem Befreiungskrieg nicht der absolute Herrscher und Monarch die ausschlaggebende Institution war, sondern dass das Volk bzw. der bürgerliche Anteil des Volkes erstmalig handelnd und bestimmend aktiv wurden. Der Historiker Peter Brandt formuliert die liberalen und freiheitlichen Züge der Befreiungskriege wie folgt

Es ist hier nicht der Raum, eine Diskussion über die Bedeutung und den Motiven der Erhebung des preußischen Volkes zu führen. Es soll der Hinweis darauf sein, dass der Befreiungskrieg in einem Spannungsfeld der Beurteilung steht. Die Deutung der Ereignisse wandelte sich im Laufe der Zeit. Während monarchistische Kreise nur die Befreiung von der französischen Besatzung oder gar Unterjochung sahen, kann man jedoch auch die „Geburt“ der deutschen Nation sehen. Man kann auch den Beginn des Niederganges der absolutistischen Monarchie zur bürgerlichen Gesellschaft hin sehen. Schließlich lässt sich der Vorläufer der Revolution von 1848 darin erkennen.

Unabhängig vom Blickwinkel ist es ein Meilenstein in der deutschen Geschichte. Es sind denkwürdige Ereignisse, die in diesem Ort kumulieren. Deshalb ist es ein besonderer Erinnerungsort.


[i] Schill’sche Jäger bzw. Schill’sche Freikorps genannt, waren eine Einheit von rd. 500 Soldaten. Sie erhielten jedoch keine Unterstützung durch den preuß. Staat und dem Militär. Nach kleinen Erfolgen wurde die Einheit in Stralsund geschlagen.

[ii] 30.12.1812 „Konvention von Tauroggen“

[iii] Verordnung über die Einführung der Landwehr 1813
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=uc1.b3094006;view=1up;seq=731


[i] Zusammenfassende Übersicht zum Thema Hegewisch, Niels, Aus: Lexikon zur Restauration und Vormärz

[ii] Fläche zwischen dem heutigen Landwehrkanal und Hasenheide


[i] s. BLHA Rep. 2A III F 88

[ii] Nicht zu verwechseln mit der Dragoner-Kaserne (erbaut 1850/54) dem heutigen Finanzamt.

[iii] s. „Der Soldatenfreund“ 11. Jhrg. S. 5222 f; (=Provinzial-Lazareth Nr. 2 )

[iv] BLHA Rep. 2A III F 88

[v] Aus „Der Soldatenfreund“, 10. Jhrg., Nr. 515, S. 5154

[vi] Grabestiefen und deren Problematiken. Die Leichenlipidbildung auf Friedhöfen. Maßnahme zur Prophylaxe und Sanierung; Dissertation Eberhard Karls Universität Tübingen, Mona Schmidt, S. 123f; Hamburger Friedhofs-Ordnung

[vii] Die neu eingeführte Begräbnistiefe auf den Friedhöfen bestimmte sich aber auch aus der Erkenntnis, dass Geräusche aus den Gräbern aufstiegen und selbst Körperteile aus dem Boden hervortraten. dazu:


[i] Mitteilung des Vereins für die Geschichte Berlin 1924, Nr. 22, S. 36


[i] Allen voran die Spenersche. Die Spener’sche hieß offiziel „Berlinische Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen“. Es war eine Zeitung des Bürgertums

[i] Quelle: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/friedhoefe_begraebnisstaetten/de/graeber_okg/friedhof_columbiadamm/ Stand: April 2016

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